OpenAI wertet Microsoft ab: Steht das KI- Powerpaar vor der Scheidung?
Microsoft hat sich als führendes Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) positioniert, Milliarden von Dollar in diese Technologie investiert und sie in nahezu jeden Bereich seines riesigen Ökosystems integriert. Von Azure-Cloud-Diensten bis hin zu Office 365-Tools wie Copilot hat das Unternehmen KI zu einem zentralen Motor für Innovation und Umsatz gemacht.
Dieser aggressive Vorstoß hat sich in Form von Kursgewinnen und Marktbeherrschung ausgezahlt, aber die jüngsten Entwicklungen werfen die Frage auf, ob der Technologiekonzern beginnt, das Tempo der KI-Expansion anzuzweifeln.
KI als Geheimrezept von Microsoft
Seit Jahren behandelt Microsoft KI nicht als Nebenprojekt, sondern als Grundlage für seine Zukunft. Durch die Partnerschaft mit OpenAI im Jahr 2019 erhielt Microsoft exklusiven Zugang zu fortschrittlichen Modellen wie GPT-4, die es in verschiedene Produkte integrierte, darunter die KI-gestützten Zusammenfassungen in Word oder die Echtzeitübersetzung in Teams. KI wurde nicht einfach hinzugefügt, sondern ist fest integriert.
Diese Strategie hat das Wachstum angekurbelt. Im Geschäftsjahr 2024 verzeichneten die KI-Dienste von Azure einen dreistelligen Umsatzsprung und trugen zu einem Gesamtumsatz im Cloud-Bereich von über 110 Milliarden US-Dollar bei. Microsoft hat OpenAI bis 2023 13 Milliarden US-Dollar zugesagt, um sich vorrangige Rechenressourcen zu sichern und gemeinsam Tools zu entwickeln. CEO Satya Nadella hat KI als "Laufzeitumgebung" für Software bezeichnet und ihre Rolle in allen Bereichen, von Unternehmensanalysen bis hin zu Verbraucher-Apps, hervorgehoben.
Analysten schreiben diese Integration dem Vorsprung von Microsoft gegenüber Konkurrenten wie Amazon und Google zu, da AI Azure dabei hilft, 25 % des Cloud-Marktes zu erobern.
Microsoft setzt auch auf Hardware. Das Unternehmen entwickelt maßgeschneiderte Chips wie Maia, um KI-Workloads zu optimieren und die Abhängigkeit von Nvidia zu verringern. Außerdem werden millionenfach KI-Kenntnisse vermittelt, um eine für den Wandel gerüstete Belegschaft aufzubauen. Diese Schritte signalisieren die Zuversicht, dass KI kein Hype ist, sondern das nächste Computing-Paradigma – und Microsoft will es sich zu eigen machen.
Risse im Fundament
Trotz der Begeisterung zeichnen sich Anzeichen von Spannungen ab. OpenAI, der wichtigste Verbündete von Microsoft, spielt nicht mehr nur eine Nebenrolle. Obwohl die ursprüngliche Vereinbarung nicht exklusiv war, scheint die jüngste Reihe von Partnerschaften von OpenAI – mit Oracle, SoftBank, Nvidia, Advanced Micro Devices und anderen – eine Kehrtwende zu sein.
Im Januar 2025 kündigten OpenAI und SoftBank Stargate an, ein Joint Venture im Wert von 100 bis 500 Milliarden US-Dollar für KI-Infrastruktur, das die Dominanz von Microsoft umgeht.
Ein Artikel in The Information vom September offenbart tiefere Spannungen. Die Führungskräfte von OpenAI teilten den Mitarbeitern mit, dass Microsoft "nicht schnell genug vorankommt", um Server und Rechenzentren für das Training massiver Modelle bereitzustellen.
Bis 2030 wird OpenAI nur noch 8 % seiner Einnahmen mit Microsoft teilen, gegenüber 20 % heute.
Dieser Rückstand hat OpenAI angesichts der steigenden Nachfrage nach Rechenleistung dazu veranlasst, sich zu diversifizieren. Das Unternehmen verlagert seine Workloads in die Cloud von Oracle und prüft Verträge mit regionalen Anbietern. Ein leitender Angestellter bemerkte: "Wir setzen nicht alles auf eine Karte", und betonte damit den Wandel von Abhängigkeit zu Optionen.
Dies ist nicht nur eine Frage der Logistik. Es spiegelt die Reifung von OpenAI wider – mit einem Wert von 157 Milliarden US-Dollar zieht das Unternehmen Interessenten an, die bereit sind, seine Ambitionen ohne die Auflagen von Microsoft zu finanzieren. Für Microsoft ist dies eine Erinnerung daran, dass selbst namhafte Partnerschaften zerbrechen können, wenn das Wachstum das Angebot übersteigt.
Eine Pause, um Luft zu holen
Zu der Unruhe trägt auch bei, dass Microsoft Anfang dieses Jahres mindestens zwei große Mietverträge für Rechenzentren mit einer Gesamtkapazität von mehreren hundert Megawatt gekündigt hat. Laut einem Bericht von Fortune vom Februar deuten diese Schritte auf Bedenken hinsichtlich des Aufbaus einer übermäßigen KI-Infrastruktur hin.
Analysten von TD Cowen wiesen auf Befürchtungen hinsichtlich eines "Überangebots" hin und stellten fest, dass Microsoft die Umwandlung von vorläufigen Vereinbarungen in vollständige Mietverträge gestoppt habe. Auf internationaler Ebene werden Mittel in US-Projekte umgeleitet, was auf eine allgemeine Verlangsamung hindeutet.
Der Grund dafür könnte sein, dass die Rendite von Investitionen in KI nach wie vor schwer fassbar ist. Trotz des Hypes berichten nur wenige Unternehmen von transformativen Gewinnen – die meisten Pilotprojekte führen lediglich zu Produktivitätssteigerungen, nicht zu Umsatzbooms. McKinsey schätzt, dass nur 5 % der Unternehmen KI sinnvoll skaliert haben, da sie durch das Problem der Daten und die Kosten behindert werden.
Die Investitionen von Microsoft in Höhe von 56 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 führten zu einem soliden Wachstum von Azure, aber die Margen wurden durch stromhungrige GPUs belastet. Angesichts der zunehmenden Energieknappheit – Rechenzentren verbrauchen 2 % des weltweiten Stroms – verstärken sich die Spekulationen über eine Blase.