Die Niederlande entwickeln eine eigene Version von ChatGPT im Streben nach sichererer KI
Die Niederlande entwickeln ihr eigenes großes Sprachmodell (LLM) auf, das eine "transparente, faire und überprüfbare" Alternative zu KI-Chatbots wie dem äußerst beliebten ChatGPT bieten soll.
Es scheint, dass heutzutage jeder seinen eigenen KI-Chatbot entwickelt, von Googles Bard und Microsofts Bing Chat bis hin zu dem kürzlich angekündigten Grok, einem neuen ChatGPT-Konkurrenten, der von Elon Musks xAI-Unternehmen vorgestellt wurde.
Doch während das Silicon Valley die KI-Entwicklung hinter verschlossenen Türen vorantreibt, tappen die Behörden im Dunkeln, was die Einhaltung ethischer Standards durch diese LLMs angeht. Die EU hat die KI-Unternehmen bereits gewarnt, dass strengere Gesetze kommen werden.
Im Gegensatz dazu wird das neue niederländische LLM mit dem Namen GPT-NL ein offenes Modell sein, bei dem jeder sehen kann, wie die zugrunde liegende Software funktioniert und wie die KI zu bestimmten Schlussfolgerungen kommt, so die Macher. Die KI wird von der Forschungsorganisation TNO, dem Niederländischen Institut für Forensik und der IT-Genossenschaft SURF entwickelt.
Mit der Einführung von GPT-NL wird unser Land bald über ein eigenes Sprachmodell und Ökosystem verfügen, das nach niederländischen Werten und Richtlinien entwickelt wurde. Die Finanzierung von GPT-NL erfolgt durch einen Zuschuss des Ministeriums für Wirtschaft und Klimapolitik in Höhe von 13,5 Millionen Euro - ein Bruchteil der Milliarden, die für die Entwicklung und den Betrieb der Chatbots im Silicon Valley aufgewendet werden.
Wir wollen ein viel gerechteres und verantwortungsvolleres Modell. Die Quelldaten und der Algorithmus werden vollständig öffentlich sein. Das Modell richtet sich an akademische Einrichtungen, Forscher und Regierungen, aber auch an Unternehmen und allgemeine Nutzer.
Im Laufe des nächsten Jahres werden sich die Partner auf die Entwicklung und Schulung des LLM konzentrieren, danach wird es zur Nutzung und zum Testen zur Verfügung gestellt. Das GPT-NL wird an den nationalen Supercomputer Snellius angeschlossen, der die für den Betrieb des Modells erforderliche Rechenleistung bereitstellt.
Der Start des GPT-NL in der vergangenen Woche fiel passenderweise mit dem weltweit ersten KI-Sicherheitsgipfel zusammen. Die hochkarätig besetzte Veranstaltung, die im britischen Bletchley Park stattfand, befasste sich mit der Frage, wie KI-Risiken durch international koordinierte Maßnahmen eingedämmt werden können. Nur wenige Tage vor dem Gipfel kündigte der britische Premierminister Rishi Sunak die Einführung eines KI-Chatbots an, der den Bürgern bei der Begleichung von Steuern und beim Zugang zu Renten helfen soll. Im Gegensatz zu GPT-NL wird die Technologie hinter dem experimentellen Dienst jedoch von OpenAI verwaltet - ein Symbol für den im Vergleich zur EU eher laissez-faire-Ansatz des Vereinigten Königreichs im Umgang mit Big Tech.
Andernorts haben die Vereinigten Arabischen Emirate ein großes Sprachmodell auf den Markt gebracht, das auf die weltweit mehr als 400 Millionen Arabisch sprechenden Menschen abzielt, während japanische Forscher ihre eigene Version von ChatGPT entwickeln, weil sie finden, dass auf Fremdsprachen trainierte KI-Systeme die Feinheiten der japanischen Sprache und Kultur nicht erfassen können. In den USA entwickelt die CIA sogar ihren eigenen Chatbot.
Regierungen und Institutionen auf der ganzen Welt scheinen also zu erkennen, dass eine Einheitslösung für KI-Modelle wohl keine gute Sache ist.