Avast Antivirus sammelt Benutzerdaten und verkauft sie

Die Mac- und Windows-Version des Avast-Antivirus wurde zum Sammeln von Benutzerdaten genutzt. Diese sensible Informationen wurden an Dritte, darunter viele große Firmen wie Google, Yelp, Microsoft und Pepsi verkauft.

Avast bietet eine Auswahl kostenloser und kostenpflichtiger Antivirus- und Sicherheitsprogramme an. Die Software-Tools sind sehr beliebt, mehr als 435 Millionen aktive Benutzer pro Monat nutzen diese auf PCs, Macs und mobilen Geräten.

Eine Untersuchung von Vice und PC Mag zeigte, dass Benutzerdaten in großem Umfang von der Tochtergesellschaft Jumpshotte verkauft wurden. Die für die Untersuchung gewonnenen Daten haben aufgezeigt, dass die von Avast gesammelten Informationen weitreichend sind. So wurden Google-Suchen, Standortsuche und GPS-Koordinaten aus Google Maps, LinkedIn-Seiten und YouTube-Videolisten erfasst. Noch beunruhigender ist, dass Datum und Uhrzeit von besuchten Pornoseiten, sowie in einigen Fällen Suchbegriffe und angesehene Videos aufgezeichnet wurden, wenn auch anonymisiert.

Trotz der Bemühungen, die Daten zu anonymisieren, behaupteten einige Experten, dass die hochspezifischen Browsing-Daten zur Ermittlung von Identitäten verwendet werden könnten.

Die Erfassung der Daten wurde bis vor kurzem über das Browser-Plugin von Avast durchgeführt. Das Plugin warnt den Benutzer vor verdächtigen und bösartigen Webseiten. Nach einem Bericht des Sicherheitsforschers und AdBlock Plus-Erfinders Wladimir Palant vom Oktober offenbarte, dass das Plugin im Oktober zum Sammeln von Daten verwendet wurde. Dies veranlasste Mozilla, Opera und Google dazu, den Zugriff auf die Erweiterungen von Avast zu entfernen.

Avast teilte in einer Erklärung mit, dass es die Bereitstellung von Browsing-Daten, die von den Erweiterungen von Jumpshot gesammelt wurden, eingestellt habe.

Aus einer Quelle und durchgesickerten Dokumenten fand die Untersuchung jedoch heraus, dass Avast immer noch Daten sammelt und zwar über die Antiviren-Software selbst und nicht über die Browser-Plugins. In der letzten Woche wurde in einem internen Dokument bekannt, dass Avast damit begonnen hat, die Benutzer des kostenlosen Antiviren-Tools aufzufordern, der Datensammlung zuzustimmen.

Wenn sie sich dafür entscheiden, wird dieses Gerät Teil des Jumpshot-Panels, und alle browserbasierten Internetaktivitäten werden Jumpshot gemeldet.

Die gesammelten Informationen beinhalten, welche URLs ein Benutzer besucht hat, sowie wann und in welcher Reihenfolge. Zudem enthalten sie das geschlussfolgerte Geschlecht der Benutzer auf der Grundlage des Surfverhaltens, ihr Alter, die "gesamte URL-Zeichenfolge" mit entfernten persönlichen Informationen und andere Details. Geräte-IDs werden "gehasht", um die Identifizierung von Einzelpersonen durch Kunden zu verhindern. Da sich aber die Geräte-IDs für einen Benutzer nicht ändern - außer bei einer vollständig Neuinstallation - könnte dies dazu führen, dass im Laufe der Zeit eine große Datenmenge eines Benutzers aufgebaut wird, was zu einer möglichen späteren Identifizierung führt.

Die Daten sind ein lukratives Einkommen für Avast. In Kopien von Verträgen mit Jumpshot-Kunden zahlte beispielsweise eine Marketingfirma im Jahr 2019 über 2 Millionen Dollar.

Aufgrund unseres Ansatzes stellen wir sicher, dass Jumpshot keine persönlichen Identifizierungsdaten, einschließlich Name, E-Mail-Adresse oder Kontaktdaten, von Personen erhält, die unsere beliebte kostenlose Antiviren-Software verwenden.

Das Unternehmen wiederholte in einer Erklärung, dass die Benutzer die Möglichkeit hätten, sich gegen die gemeinsame Nutzung von Daten zu entscheiden, und dass es ab Juli 2019 "eine ausdrückliche Opt-in-Wahl für alle neuen Downloads unseres AV" eingeführt habe, wobei alle bestehenden kostenlosen Benutzer aufgefordert wurden, bis Februar 2020 eine Wahl zu treffen.

Es wurde auch darauf bestanden, dass Avast das kalifornische Verbraucherschutzgesetz und die europäische GDPR für seine gesamte weltweite Benutzerbasis einhält.

Wir haben eine lange Erfolgsgeschichte im Schutz der Geräte und Daten der Nutzer vor Malware, und wir verstehen und nehmen die Verantwortung, die Privatsphäre der Nutzer mit der notwendigen Nutzung der Daten in Einklang zu bringen, ernst

Um zu verhindern, dass Avast weiterhin Daten sammelt, muss die Funktion bzw. das Plugin in dem jeweiligen Browser deaktiviert werden. Oder besser: die Deinstallation aller Avast-Tools. Es gibt durchaus ebenbürtige Freeware-Alternativen wie zum Beispiel Avira AntiVir oder AVG.